Der Sentenzenkommentar des Durandus von St. Pourçain nimmt, was seine
Originalität und seine Bedeutung für die philosophische und theologische
Mediävistik angeht, eine herausragende Stellung unter den
Sentenzenkommentaren des 14. Jahrhunderts ein. Zum einen ist er ein
einzigartiges Dokument für die Debatten vor allem innerhalb des
Dominikanerordens um die Bedeutung des Thomas von Aquin und die
Verbindlichkeit seiner Lehrmeinungen für den Orden. Zum anderen steht der
Sentenzenkommentar des Durandus für die wachsende Bedeutung, die dieses
Genre am Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts wiedererlangt.
Von einem Pflichtstück am Beginn der akademischen Karriere wie etwa bei
Thomas von Aquin wird der Sentenzenkommentar nun zu einer wichtigen
Schriftgattung eines Magisters der Theologie, die ihn seine ganze
akademische Karriere über begleitet.
Buch II,
Distinktionen 22-38 In diesem Textabschnitt behandelt Durandus Fragen zur
Erbsünde, zum Ursprung des Bösen sowie zum liberum arbitrium in seinem
Verhältnis zur menschlichen Vernunft und zur göttlichen Gnade. Dieser Teil
des Sentenzenkommentars wird hier in seinen ersten beiden Fassungen (A und
B) erstmals kritisch herausgegeben.