Die Kultur der Lander Osteuropas und hier v.a. deren Literatur, Kunst und Philosophie unternimmt - besonders seit der epochalen Zasur vor gut einem Jahrzehnt - in ihren fuhrenden Vertretern den Versuch einer geistigen Neuorientierung. Hierbei wird der Blick in die jungere Vergangenheit gerichtet, um zunachst die eigenen Traditionen freizulegen, kennen zu lernen und geistig zu verarbeiten. Bei der Suche nach den Wurzeln kultureller und politischer Identitat sowie der Vergewisserung eigenstandiger Alteritat geht der Blick zuruck in Zeiten vergleichbarer Epochenbruche und richtet sich nicht nur bei osteuropaischen Intellektuellen in den letzten Jahren zunehmend auf die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ins kulturhistorische Visier gerat damit eine Grenze, die mit der Jahreszahl 1900 nicht eindeutig festgelegt werden kann, der aber trotzdem eine zentrale Bedeutung zukommt. Es ist also berechtigt, auf die Richtungen und Konstellationen in Kunst, Literatur und Philosophie um die Jahrhundertwende zu achten. Vieles Unbeachtete macht deutlich, wie sehr die kulturelle Entwicklung der slavischen Lander mit der Westeuropas zusammenhangt.