Diese systematische Studie zur Minderheitenpolitik zeigt Minderheiten als zeitgenoessische Resultate des seit zwei Jahrhunderten andauernden massiven Modernisierungs- und Globalisierungsprozesses. Minderheiten sind nur zu verstehen vor dem Hintergrund der jeweiligen Mehrheiten und deren Nationenbildungsprozessen. Das internationale politische System ist eine hierarchische Struktur unterschiedlich bewerteter Souveranitaten, an deren unterem Ende Minderheiten stehen. Postmoderne Ethnizitat ist im Vergleich zur traditionellen Ethnizitat nationaler Minderheiten starker durch Option gekennzeichnet, durch Auswahl aus dem "internationalen kulturellen Supermarkt der Ideen und Identitaten". Die Weltrevolution der Verwestlichung hat neuerlich eine enorme Beschleunigung erfahren. Minderheitenpolitik bleibt aber Menschenrechtspolitik. Es geht um den grundlegendsten der Anspruche, jenen auf persoenliche Selbstbestimmung und die autonome Formulierung eigener Werte. Minderheiten in entwickelten Landern stellen durch ihren Bezug auf groessere nationale und transnationale Einheiten gewoehnlich nicht mehr die Sezessionsfrage. In den Transformationslandern erweist sich die Minderheitenfrage jedoch als Kernproblem beim Neuaufbau nationaler Identitaten.