Unubertroffen war die Markusrepublik darin, sich selbst in Wort und Bild immer wieder neu in aller Pracht und Herrlichkeit zu erschaffen. Der entstandene Mythos zeigte Wirkung - im positiven wie im negativen Sinne. Wer im 16. und 17. Jh. in der Kontroverse um die beste Staatsform uber Republiken schrieb, meinte Venedig. Wie kein anderer Staat vermochte die Markusrepublik Bewunderung, Neid, ja Abscheu hervorzurufen. Gleich der klassischen Trias von Entstehung, Aufstieg und Fall verlief auch Venedigs "Karriere" in der politischen Literatur. Anknupfend an grosse Namen wie Gasparo Contarini, Niccolo Machiavelli, James Harrington und Montesquieu beschreibt die Forschung Aufstieg und Hoehepunkt im 16. sowie den Fall im 18. Jahrhundert.
Die vorliegende Studie eroeffnet mit bislang nicht gestellten Fragen eine neue Sichtweise auf den Mythos Venedig: Anstatt wie bisher die Venedig-Bilder der einzelnen Staatsdenker zu vergleichen, rucken nun die Argumentationsketten der besagten Autoren ins Zentrum der Analyse. Die akribisch herausgearbeiteten Widerspruche und Paradoxien innerhalb der jeweiligen Staatstheorien lassen die Rolle Venedigs als Argumentationsstutze in neuem Lichte erscheinen.