Diese Untersuchung verfolgt ein doppeltes Ziel. Sie setzt philologisch an und versteht sich zunachst als ein philologischer Beitrag zu den Cassirer-Studien. Zugleich und daruber hinaus spiegelt sie aber auch die langjahrige Bemuhung des Autors um eine Aktualisierung der Philosophie der symbolischen Formen im sogenannten postmodernen Kontext wider. In dieser Hinsicht gipfelt sie im vierten Kapitel, das Cassirers Demokratie-Konzept behandelt. Vorbereitet wird dieses zentrale Kapitel durch eine Darstellung der fast ununterbrochenen Auseinandersetzung des Neukantianers Cassirer mit der Historismusproblematik, auch und vor allem in seinen erkenntnistheoretischen Schriften. Wiewohl Cassirers Bekenntnis zum angelsachsischen Demokratieverstandnis und zu dem damit zusammenhangenden Pluralismus nicht zu leugnen ist, darf man die tieferen Motive dieses Bekenntnisses nicht vernachlassigen. Vielmehr soll es mit deutschen Demokratiekonzepten der Zwischenkriegszeit in Verbindung gebracht werden, denen Denkmomente abgewonnen werden koennen, die uns ein Stuck weit uber die heutzutage alles uberdeckende Entgegensetzung des angelsachsischen Liberalismus - sei er Rawls'scher oder neokommunitaristischer Provenienz - und des Republikanismus der franzoesischen Citoyennete hinaushelfen koennen.