Die bisher wenig befriedigend und androzentrisch beantwortete Frage nach der Geschichte der Entstehung, Funktion und Funktionsaufspaltung des fur das heutige Deutsch so relevanten Wortbildungsmusters der Motion wird in der vorliegenden Untersuchung aufgegriffen. In der Darstellung der Geschichte der Motion im Gotischen, Althochdeutschen und Altenglischen wird nachgewiesen, dass Motion in den drei untersuchten Sprachen nur einen marginalen Stellenwert besass. Das sprachhistorische sowie synchrone Material wird als Evidenz fur die These angefuhrt, dass sprachliche Phanomene im Bereich der Personenbezeichnungen, z.B. Neutralisierung, Resultat u.a. aussersprachlicher Normen sind. Die Untersuchungen berechtigen zu der Annahme, dass sich die Tatsache, dass der Mann in patriarchalischen Gesellschaftsformen die Norm darstellt, wahrend die Frau als Abweichung von der Norm gilt, je nach Sprachsystem in der sprachlichen Organisation des Teilbereichs -Bezeichnungen fur Personen- linguistisch niederschlagt."