In dem vorliegenden Band versammelt Joachim Rückert zwölf Studien: vier zu den Strukturen, fünf zu den Wissenschaftsfeldern und Rechtsbereichen und drei zu aufschlußreichen Exempla. Der Titel lautet bewusst nicht "Recht im Unrecht" oder "Unrecht im Recht", sondern spitzt die Analysen zu. Untersucht werden das Profil der Rechtsgeschichts- und Geschichtsschreibung zur NS-Zeit, ihre großen Thesen und Stichworte, die ideologischen Formeln "Drittes Reich", "gesundes Volksempfinden" und die Zusammenhänge mit der Politischen Romantik im frühen 20. Jahrhundert. Auch thematisiert der Autor zentrale Wissenschaftsfelder wie die Deutsche Rechtsgeschichte, das Strafrecht in der juristischen Zeitgeschichte, die Verwaltung als Verwaltung der Perversion, die neue und so folgenreiche Privatrechtsgeschichte sowie die NS-Jurisprudenz und ihre Kontinuitäten im Ganzen. Anhand dreier Exempla wird die damalige Lage konkret anschaulich gemacht: zum einen der Umgang mit Diktatur und der politischen Verantwortung bei Eugen Bolz, der als württembergischer Staatspräsident zum Widerstand des 20. Juli 1944 gehörte, dann die Frage "NS-Zeit und wir" an den Vorstellungen des Kreisauer Kreises und zuletzt die bemerkenswerte Situation an einer kleineren Universität wie Halle. Der Band bildet eine zeitgeschichtliche Einheit mit dem von 2015 über die Abschiede vom Unrecht. Erneut zeigen sich wenig plausible Einseitigkeiten der "großen Erzählungen" in der juristischen und allgemeinen Zeitgeschichte. Sie sind Teil einer verbreiteten Vergangenheitspolitik. Sich aus deren Fesseln zu befreien ist auch das Anliegen dieses Bandes.