wird -und als deren Teilaspekt eine Loslösung der Moral von der Religion -, stellt sich die Frage nach einer formulierbaren Einheit dieses Ganzen vor dem Hintergrund des Eindrucks drohender Desintegration. Es wäre also nur allzu verständlich, wenn die soziologische Vorstellung unmittelbarer sozialer "Integration" einen ihrer Gründe findet im Eindruck der Krisenerfahrung der Soziologie im Blick auf die Modemisierung der Gesellschaft. Auch wenn es nach neueren Erkenntnissen zutreffend ist, dass es "keine funktionierende menschliche Gesellschaft ohne ein Ordnungssys tem" gibt (Neumann 1993: 11), wäre also die grundsätzliche Vorstellung einer religiösen Legitimierung der moralischen Durchsetzung dieses Ord nungssystems als eine Projektion aus der Modeme ins Traditionale -wobei diese Gegenüberstellung die Komplexität des sogenannten Traditionalen immer reduziert -zu werten. Formuliert man diese kritische Anmerkung positiv, dann erreicht man zugleich einen wichtigen Punkt des Konsenses der folgenden Beiträge: Der Zusammenhang von Religion und Moral ist nicht systematisch, von der je weils angezielten "Sache" her gegeben, die Verknüpfung von Religion ei nerseits und Moral andererseits muss vielmehr als historisch kontingent an gesehen werden. Und das bedeutet: Eine Verbindung von Religion und Moral ist grundsätzlich "auch heute noch" denkbar und möglich und sie war "frü her" keineswegs immer gegeben.