Der Vahldorfer Gesangbuchstreit 1806 fuhrt in eine politisch und theologisch bedeutsame Zeit preussischer Geschichte. Singen besass einen hohen Stellenwert mit gesellschaftlicher und sozialer Bindung. Der ebenso handgreiflich wie klug diplomatisch ausgetragene Gesangbuchstreit zeigt, wie eine kleine Gemeinde gegen die preussischen Behoerden aufbegehrt und einen grossen Sieg davontragt. Primarquellen geben authentische Zeugnisse, die religioese Bedeutung und emotionale Qualitat der Gesangbucher zu werten und das oertliche Geschehen in die preussische Staats- und Religionspolitik unter Koenig Friedrich Wilhelm III. einzuordnen. Das unter Friedrich II. begonnene aufklarerische Projekt der rationalistischen Gesangbucher als Bausteine innenpolitischer und staatskirchenorganisatorischer Zielsetzung war gescheitert. Die Macht der musikalischen Empfindung war letztlich starker als der kuhl-rationale Vernunftbegriff.