Schneidende und stechende Werkzeuge, vom Messer bis zur Schere, Beil und Axt, und Hieb- und Stichwaffen wie Schwert, Sabel und Dolch sind in popularen Volkserzahlungen, insbesondere in Sage, Marchen und Schwank, unentbehrlich und als Reflex der in ihnen gespiegelten Lebenswirklichkeit fast allgegenwartig. Die Texte und die ihnen gewidmete Forschung behandeln sie auffallig beilaufig, fast geringschatzig. Die zutreffende Bewertung ihrer Rolle setzt eine umfassende Bestandsaufnahme und den Vergleich ihrer Erscheinungsformen voraus. Die hiermit vorgelegte Bestandsaufnahme berucksichtigt ausgehend von den Marchen und Sagen des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit auch das europaische und das deutsche Kunstmarchen. UEber 140 ausgewertete Sammelwerke durften einen reprasentativen UEberblick ermoeglicht haben. Populare Erzahlungen fast aller Zeiten und Voelker, insbesondere aber Marchen, schildern Zerstuckelungen von Menschen und Tieren, vor allem Enthauptungen, was zu intensiven Diskussionen uber die Zutraglichkeit solcher Themen nicht nur fur Kinder fuhrt. Die bisherigen Deutungen des Phanomens werden gesichtet, erganzt und erweitert. Als wesentliche Funktionen schneidender und stechender Gerate kommen die des schlichten Werkzeuges in Betracht, die des Verbrechenswerkzeuges, aber auch - nicht selten als Teil einer magischen Dreiheit - die als Trager dieser Magie, als Brucke in das Reich des Jenseitigen und nicht zuletzt als Manifestation des Unbewussten. Linien in die Gegenwart volkstumlicher Literatur schliessen die Gesamtschau ab.