Am 21. August 1948, vor 75 Jahren, wurde die "Filmatelier Göttingen GmbH" gegründet. Auch in der Filmbranche war nach der Katastrophe des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkriegs ein Neuanfang notwendig, auch in ganz praktischer Hinsicht: Die alte Filmmetropole Berlin war zerstört, die UFA-Ateliers in Babelsberg befanden sich in russischer Hand. Es war purer Zufall, dass die beiden Filmenthusiasten Rolf Thiele und Hans Abich nach dem Krieg in Göttingen landeten. Auf einem ehemaligen Wehrmachtsflughafen fanden sie eine leerstehende Halle, die sie zu einer der modernsten Atelieranlagen nach dem Weltkrieg ausbauten. Buchstäblich im Rucksack wurden die ersten technischen Geräte aus Berlin nach Göttingen transportiert. Göttingen sollte, so die idealistische Idee der Gründer, die Keimzelle einer neuen Filmkultur werden. In den folgenden Jahren entstanden bei der "Filmatelier Göttingen GmbH" zahlreiche Kinoproduktionen, darunter Kassenerfolge wie "Hunde wollt ihr ewig leben" und "Nacht fiel über Gotenhafen", Heinz-Erhardt-Komödien ("Natürlich die Autofahrer"), Melodramen ("Die Barrings"), zeitkritische Werke ("Rosen für den Staatsanwalt") und künstlerisch anspruchsvolle Arbeiten ("Es kommt ein Tag", "Geliebtes Lebens").Der Film brachte unversehens Glamour nach Göttingen, Schauspieler wie Maria Schell, Nadja Tiller, Marina Vlady, Conny Froboess, O.W. Fischer oder Hans Albers waren zu Gast. Ein Hauch von Hollywood wehte durch die südniedersächsische Provinz. Allerdings währte der Traum nur 13 Jahre lang. Schon bald konzentrierte sich die Filmherstellung wieder auf die traditionellen Metropolen Berlin und, vor allem, München. Ende 1961 schloss das Atelier für immer seine Pforten.