Kurt Tucholsky veröffentlichte 1907 eine Glosse, in der er von einem Kaiser
erzählte, der eine Wunderflöte besaß. Sah man durch die Grifflöcher, erblickte
man die besten Werke moderner Kunst. Und was machte der Kaiser? Er pfiff
darauf. Einer von denen, auf die Kaiser Wilhelm II. pfiff, war der 'Schmutzmaler'
Max Liebermann. Liebermann hingegen pfiff auf die kaiserliche Kunst. Und
der Kaiser wiederum hielt Liebermann schlichtweg für eine Anarchisten.
Stoff für Anekdoten aber findet man nicht nur auf der kaiserlichen Ebene,
denn Liebermann pflegte Umgang mit vielen originellen Größen seiner Zeit.
In solchen Runden spielte er dank seiner zugespitzten Auffassungen, seiner
Schlagfertigkeit und seines Berliner Mutterwitzes eine vielbeachtete Rolle.
Als die SA-Kolonnen durchs Brandenburger Tor marschierten, resümierte er:
'Man kann gar nicht soviel fressen, wie man kotzen möchte!'