Die Ethik des dänischen Theologen und Philosophen Knud E. Løgstrup (1905-1981) gehört zu den großen ethischen Ansätzen des 20. Jahrhunderts. Seine universalistische Ethikbegründung steht - ähnlich H. Jonas und E. Lévinas - im Horizont der von Husserl und Heidegger initiierten Phänomenologie. Johann-Christian Põder erschließt die Grundelemente von Løgstrups ethischem Denken und zeigt, wie Løgstrup von einer das menschliche Selbst- und Weltverhältnis konstitutiv charakterisierenden Evidenz des Ethischen ausgeht. Das Ethische gehört für ihn zur ethisch-ontologischen Struktur des Menschen als homo moralis. In theologischer Perspektive handelt es sich dabei um die von Gott gewirkte imperative und indikative Präsenz der schöpfungsmäßigen Bestimmung des Menschen. Løgstrups Ethik ist eine eindrückliche und denkerisch provokative Einladung, die nicht-reduzierbare Fremdheit der ethischen Erfahrung ernstzunehmen.