Die Werke der britischen Schriftstellerin Radclyffe Hall (1880-1943) sind heute in Vergessenheit geraten. Hauptgrund hierfur ist ihre fruhe Reduzierung auf den Roman The Well of Loneliness (1928). Das Buch zog einen legendaren Skandal nach sich, der in einem Gerichtsprozess mit seinem Verbot in England gipfelte. Die Tatsache, dass die Schriftstellerin zwei Jahre zuvor enormen internationalen Erfolg geerntet hatte, ist kaum noch bekannt. Die Diskrepanz zwischen damaliger Anerkennung und heutiger Nichtbeachtung wirft aus literaturwissenschaftlicher Sicht Fragen auf. Als erste umfassende Auseinandersetzung mit Radclyffe Hall im deutschen Sprachraum stellt sich diese Arbeit die Aufgabe, die Autorin aus ihrer Nische herauszufuhren und der Anglistik als wiederentdeckten Gegenstand fur Forschung und Lehre vorzustellen. Nach der Einfuhrung Radclyffe Halls als Mythos und Mensch, Prototyp und Pionierin erfolgt die Untersuchung ihres Hauptthemas, das dem gesellschaftlichen Aussenseiter gewidmet ist und in ihrem Werk in diversen Variationen erscheint. Gezielte Vergleiche mit zeitgenoessischen Schriftstellern stellen sie zuruck in den kulturellen, politischen und sozialen Kontext ihrer Zeit.