Die Familientherapie als psychotherapeutische Methode befindet sich Mitte der achtziger Jahre in der Bundesrepublik weiter in einer Expansionsphase. Wahrend das immer starker wachsende In- teresse an systemischen Betrachtungsweisen und therapeutischen Methoden von den einen euphorisch begrusst, gar als "kopernika- nische Wende" apostrophiert wird, bewerten kritische Beobachter den wachsenden Zustrom an Ausbildungsinteressenten bei den fa- milientherapeutischen Instituten unverhohlen als Modeerschei- nung. Diese Kritik beschreibt einen Zustand, den allerdings jede neue Therapierichtung im Laufe ihrer Entstehung und Ent- wicklung notwendig zu durchschreiten hat. In dieser Phase fin- den wir eine Vielfalt neuer therapeutischer Konzepte, eine Flut an Publikationen uber zugrundeliegende theoretische Modelle und Anleitungen zum praktischen famillentherapeutischen Handeln. Wir meinen, dass gegenuber diesem Reichtum an Grundsatzerklarun- gen und an therapeutischer Enetgie in der Tat ein Mangel be- steht an Versuchen zur empirischen Absicherung dieser Modelle und des darauf aufbauenden Han~.ln8.
Eine wichtige Ursache des Defizits an begleitender Grundlagenforschung sehen wir in der Form der Institutionalisierung VOn Familientherapie in der Bun- desrepublik: An den Universitaten aus historischen Grunden bis- her noch kaum etabliert, ist Familientherapie vor allem eine Sache der privaten Ausbildungsintitute - und deren Interesse liegt eben nicht bei Forschung, sondern bei Ausbildung.