Hans-Joachim Niemann erweitert Karl Poppers Kritischen Rationalismus und sein 'Erfolgsrezept der Wissenschaften' zu einem allgemeinen Problemlösungsverfahren, das in der Lage ist, auch in Bereichen wie Ethik, Recht, Politik, Theologie und im Alltagsleben die anstehenden Probleme in objektiv nachvollziehbarer Weise zu lösen.Die dabei zur Geltung kommende " problemlösende Vernunft " konfrontiert die Problemlösung nicht nur, wie in den Wissenschaften, mit Fehlern und Alternativen, sondern berücksichtigt auch die Perspektive der Betroffenen und die vernetzten Probleme.Ihre Hauptanwendung ist hier die Kritisch-Rationale Ethik. Mit ihr sind moralische Probleme in nachprüfbarer Weise lösbar, und zwar dadurch, dass sorgfältig zwischen moralischen Werten und Lebenswerten unterschieden wird und dass die so genannten " Haupt- oder Metaprobleme der Moral " beachtet werden: die beste Problemlösung herausfinden; das Durchsetzungsproblem der Moral ernstnehmen; genetisch oder traditionell fest verankerte " alte Moral " in die Erwägung einbeziehen; und schließlich noch die so genannten " strategischen Verkürzungen " berücksichtigen, die daher rühren, dass Moral nur in kurzen und daher ungenauen Regeln verbreitet werden kann. Wegen ihrer 'Metaprobleme' kann praktische Moral immer nur ein Kompromiss sein; doch ist die jeweils beste Lösung rational überprüfbar.In dieser Methodik unterscheidet sich die Kritisch-Rationale Ethik insbesondere von konsequentialistischen, utilitaristischen und deontologischen Ansätzen. Sie legt damit den Grund für eine empirisch arbeitende wissenschaftliche Ethik.