In der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts fingen auch burgerliche Frauen an fur Anlasse in ihrem Familien- und Bekanntenkreis Verse zu schreiben: Geburten, Taufen, Hochzeiten, Begrabnisse. Seltener war ihre Gelegenheitspoesie auf oeffentliche, politische Geschehnisse bezogen. Die meisten dieser Gedichte wurden nicht gedruckt. In Jungferlicher Zeitvertreiber (1686) der Fienstedter Pfarrerstochter Susanna Elisabeth Zeidlerin haben wir ein Unicum, eine reprasentative gedruckte Sammlung von poetischen Fruchten von Frauen, sowohl fur familiare wie auch oeffentliche Gelegenheiten. Das Gesamtwerk gibt einen lebhaften Eindruck von den dichterischen Fahigkeiten der Susanna Zeidlerin, von ihrem gesellschaftlichen Leben und den damit verbundenen Verpflichtungen. Es beurkundet auch die Unterstutzung ihrer Dichtung durch mannliche Familienmitglieder, namentlich ihres Bruders Johann Gottfried Zeidler.