Dieses Buch sammelt die zeitgeschichtlichen Artikel des Kulturjournalisten. Es reflektiert nicht bloß Strafprozesse der sechziger Jahre, sondern einen geschichtlichen Prozess. Es behauptet nicht, es wüsste, wohin dieser Prozess führt, aber es weiß, woher er kommt. »Der Faschismus steht nicht vor der Tür. Er sitzt im Keller.« Es ist nicht bloß ein Sittenspiegel, sondern eine Analyse der Verhältnisse, niemals vordergründig, immer parteiisch. »Die Justiz ist kein Papiertiger. Sie frißt Menschen.«In schlackenloser Prosa erfasst Nettelbeck das Elend der Ohnmächtigen und der Mächtigen. »Aus dem Tötungsfall zum Nachteil des Kindes Beate wurde auch ein Ermittlungsfall zum Nachteil der Frankfurter Kriminalpolizei.« Er geht ein auf die Psychopathologie der Urteilenden und der Verurteilten. »Wie es zu der Tat kam, könne er nicht erklären, er habe eben nur den Unrat beseitigen wollen.« Er beschreibt die Täter, die Opfer sind. »Mühelos war zu entdecken, daß auf dem Stuhl des Vorsitzenden ein Opfer des Apparates saß, der es an sich hat, auch seine treuesten Diener nicht zu schonen.« Und am Ende will der Autor selbst nicht mehr »in der Reihe tanzen«: »Ich soll meine Artikel nicht mit Marion Gräfin Dönhoff zeichnen; tue ich es doch, wäre Rudolf Walter Leonhardt gezwungen, den Lesern diese Kaprice in einem Vorspruch auszuweisen.«