Im Zentrum der vorliegenden Studie steht die intermediale Popularisierung jener drei Bibelverse bei Matthäus (2, 16-18), die vom Bethlehemitischen Kindermord erzählen und dessen Verbindung zu inter- und transkonfessionellen Phänomenen. Von der frühneuzeitlichen Dogmatik nahezu ausgeblendet, reizte die biblische Erzählung konfessionsübergreifend zu künstlerischer Auseinandersetzung. Ausgehend von der berühmten Verdeutschung von G.B. Marinos La Strage degli Innocenti (1632) durch B.H. Brockes wird die Wirkmacht eines komplexen Kulturtopos beleuchtet und ein umfassendes Panorama der abendländischen Beschäftigung mit dem Bethlehemitischen Kindermord geboten. Die theologische Auslegungstradition seit den Kirchenvätern bis hin zu den konfessionell sich ausdifferenzierenden Theologien des 17. Jahrhunderts wird ebenso berücksichtigt wie die Behandlung des Sujets in der Malerei von der vorreformatorischen Zeit bis ins 17. Jahrhundert, in der Musik sowie in verschiedenen literarischen Gattungen. Durch die doppelte Leitfrage nach den interkonfessionellen und intermedialen Austauschprozessen wartet die vorliegende Studie mit neuen Einsichten in Funktion und Struktur von geistlicher Dichtung in der Frühen Neuzeit auf.