Franz Exner gehoert zu den bedeutenden Kriminologen der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts und vor allem auch zur Zeit des Nationalsozialismus. Exner war immer bestrebt, eine Verbindung zwischen Forschertatigkeit und Praxis herzustellen. Sein kriminologisches Denken ging um die Zentralbegriffe Anlage, Umwelt und Persoenlichkeit. Er war uberzeugt, dass es eine genetische Determination zum Verbrecher gabe. Da auch die nationalsozialistische Rassenlehre von einer erblichen Veranlagung zum Verbrecher ausging, hat sich die Kriminalbiologie als fur diese Zwecke nutzliche, missbrauchbare und im Ergebnis gefahrliche Wissenschaft erwiesen. Beim Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nurnberg hat Exner die problematische Verteidigung von Generaloberst Jodl ubernommen. Exner ist als Weggefahrte der Nationalsozialisten einzustufen, der moralische Zweifel zu Gunsten seiner wissenschaftlichen Karriere unterdruckt hat.