Satzzeichen sind fur Literatur konstitutiv, moderne Schriftlichkeit ohne sie undenkbar. Dennoch spielen die Zeichen, die zwischen den Woertern stehen, in der literaturwissenschaftlichen Praxis nahezu keine Rolle. Von beruhmten Beispielen wie Heinrich von Kleists Gedankenstrich in der "Marquise von O..." abgesehen, hat der virtuose Gebrauch von Satzzeichen, der sich bei grossen Autoren der deutschen Literatur beobachten lasst, bisher keine angemessene stilistische Aufmerksamkeit gefunden.
Dem vorliegenden Band geht es um eine literatur- und kulturhistorische, aber auch stilistische Rekonstruktion der vielfaltigen Formen und Funktionen der Satzzeichenverwendung und -wahrnehmung. Die Beitrage entwerfen eine differentielle Beschreibung der Verwendung von Satzzeichen in Bezugstexten unterschiedlicher literarischer Epochen, Stroemungen und Autoren. Erganzt werden die 16 Originalbeitrage durch drei klassische Studien der Interpunktionsstilistik von Theodor W. Adorno, Hans-Georg Gadamer und Jurgen Stenzel.