"Nun meine ich, dass es uberhaupt nicht selbstverstandlich ist, das Geschlechterverhaltnis und damit auch die 'Konstruktion von Geschlecht' auf Identitatsfestschreibungen zuruckzufuhren. Oder nochmals anders ausgedruckt: Es ist uberhaupt nicht selbstverstandlich, die Entstehung von Ungleichheit auf Prozesse der Vereigenschaftlichung resp. Verkoerperung zuruckzufuhren, die Konstruktion von Geschlecht als Zuschreibung, ja, Geschlecht uberhaupt als Identitat zu denken. Ich moechte deshalb im Folgenden der Frage nachgehen, ob die allzu selbstverstandliche Annahme, dass Geschlechtersegregation primar mit geschlechterstereotypisierenden Zuschreibungen erklart werden kann, heute so noch stimmt. Meines Erachtens folgt diese Annahme, an der sich zunehmend die gesamte Geschlechterpolitik orientiert, jener kulturalistischen Verkurzung des Gender-Begriffs, der sich im Zuge des Cultural turns gegenwartig in den Gender Studies des gesamten deutschsprachigen Raums etabliert." Tove Soiland (in diesem Band)
In diesem zweiten Band der Leipziger Gender-Kritik-Reihe fuhrt die Diskussion uber die Konstruiertheit der Geschlechter interdisziplinare Beitrage um theoretisch-methodische Fragen und pragmatische Zugange der aktuellen Geschlechterforschung zusammen. Hier werden Referate aus Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaft versammelt, die am Zentrum fur Frauen- und Geschlechterforschung der Universitat Leipzig (FraGes) anlasslich der jahrlichen Kolloquien von 2007 bis 2009 gehalten wurden.