"Die Literatur muss heutzutage mehr denn je ihr bloßes Dasein verteidigen. Dies versucht der Klagenfurter Wettbewerb:
Er will der Literatur eine Öffentlichkeit verschaffen. Und er will der Öffentlichkeit zu Literatur verhelfen." Marcel Reich-Ranicki, Spiritus Rector des Ingeborg-Bachmann-Preises, hat im Gründungsjahr 1977 ein Programm vorgegeben, das bis heute gültig ist. In Klagenfurt wird das Spannungsfeld zwischen Literatur und Öffentlichkeit sichtbar, jeder und jede Einzelne verfolgt bestimmte und bestimmbare Absichten. Autorinnen und Autoren, Jury, Verleger, Presse und die Leserschaft agieren in einem Ensemble aus Gruppen, Positionen, Relationen und Intentionen. Der Wettbewerb hat den Charakter einer "Literaturbörse", an der soziale, kulturelle und symbolische Kapitalien gehandelt werden. Der literarische Text ist dabei nicht viel mehr als eine Kapitalsorte unter vielen. Erst das Zusammenspiel aller Kräfte des literarischen Feldes ergibt den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Im "Zentrum der Börsenaktivitäten" - und damit im Mittelpunkt der vorliegenden Studie - steht jene Gruppe, die am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren hat: Autorinnen und Autoren. Entstehungsgeschichte, Struktur, Prozesse und Wirkung des Bachmann-Preises zwischen 1977 und 1996 werden aus literarhistorischer, kultursoziologischer und medienwissenschaftlicher Perspektive analysiert. Erstmals liegt damit eine umfassende Untersuchung zu einem der umstrittensten Literaturwettbewerbe des deutschen Sprachraums vor.