Wie, in welchen Zusammenhangen und mit welcher Wirkung haben die Kapitularien in der Kanonistik des Fruhmittelalters uberlebt? Dieser Frage geht die Historikerin Valeska Koal in ihrer Studie nach. Ursprung, Rezeption und Fortleben der frankischen Legislative werden anhand von Kanonessammlungen des 9. bis 11. Jahrhunderts textkritisch untersucht. Die Autorin belegt einerseits, dass die unterschiedlich intensive Tradierung der Kapitularien in den kirchlichen Kompilationen Frankreichs, Italiens und des Deutschen Reiches die territoriale Entwicklung nach dem Zerfall des karolingischen Imperiums widerspiegelt. Andererseits wird deutlich, dass gerade der universale Geltungsanspruch des Kirchenrechts den frankischen Erlassen zu dauerhafter Nachwirkung und Verbreitung verhalf. Diese neue Art der Quellenbetrachtung vermittelt daruber hinaus einen Zugang zur Vorstellungswelt der mittelalterlichen Kanonisten.