Weitgehend unbeachtet blieb der Versuch einer Gruppe um den CDU-Politiker Jakob Kaiser in den ersten zehn Nachkriegsjahren, eine alternative deutschlandpolitische Linie zum Westbindungskurs Konrad Adenauers durchzusetzen. Johann Baptist Gradl war einer der bedeutendsten Koepfe im Umfeld Kaisers und massgeblich an der Schaffung von politischen Strukturen beteiligt, die der Wiederzusammenfugung der beiden Teile Deutschlands Vorschub leisten sollten. Es entstanden unter anderem die Exil-CDU sowie das parteiubergreifende Kuratorium Unteilbares Deutschland. Als einer der ersten Politiker in der CDU erkannte Gradl noch zu Beginn der 1960er Jahre, dass der UEberwindung des Ost-West-Gegensatzes die Zukunft gehoerte. So stand Gradl, der in seiner Partei als einflussreich galt, der Ostpolitik der Regierung Brandt spater auch grundsatzlich offen gegenuber, solange er die wiedervereinigungsrelevanten Grundlagen nicht beeintrachtigt sah.