Hauptseminararbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Soziologie - Soziales System, Sozialstruktur, Klasse, Schichtung, einseitig bedruckt, Note: sehr gut, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Inst. f. Soziologie), 13 Eintragungen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Anmerkungen: Obwohl es sich um eine Arbeit älteren Datums handelt, habe ich sie mir jetzt noch einmal vorgenommen. Auch heute werden bis in die höchsten Etagen wissenschaftlichen Establishments die verschiedenen Aspekte des Begriffs miteinander verwechselt und falsch zugeordnet. Es hat sich nach Pattee und Simon (in den siebzigern) mit diesen Strukturfragen auch niemand mehr ausführlich beschäftigt. Bei einem derart häufig gebrauchten Begriff scheint es daher sinnvoll einige Grundlagen zu klären. , Abstract: Die Häufigkeit des Begriffsgebrauchs von "Hierarchie" steht in einem seltsamen Kontrast zu seiner Bestimmtheit. Meist wird darunter das Ritual ihrer Ausübung verstanden, was zur Folge hat, daß mit dem Verschwinden der Rituale auch die Abwesenheit von Hierarchie verkündet wird. Ohne Kniefall und Prachtvermummung bleibt dadurch offenbar die Struktur verborgen. Ähnlich in der Wissenschaft, wo man sich meist damit begnügt, die statische Anordnung von Dingen oder Begriffen zu verstehen, aber die dynamischen Aspekte zu vernachlässigen. Sind sie aber nicht zu übersehen, wird der gesellschaftliche Hauptaspekt, die dynamische Steuerung und die Steuerungsmacht unter die Kriterien von Gut und Böse gestellt, was ein drittes Mal den Blick auf die Struktur verstellt.
Zu diesen allgemeineren Irrtümern und Mißdeutungen kommt bis in die höchsten Etagen wissenschaftlichen Etablissements eine erstaunliche Mißachtung der sehr einfachen Unterscheidungsmöglichkeiten z.B. der Hierarchie von Rangung und Enthaltensein, von Dominanz und Heterarchie, von statischer und dynamischer, von Formal- und Funktionshierarchie usw. Mit diesen anfänglich geringen Mißweisungen wird dann ausschweifend geschlußfolgert und entsprechend weit in die Irre gelaufen. Natürlich werden die Stellen in der Literatur, an denen dies geschieht, hier angegeben. Man sollte aber wissen, daß das Verzeichnis derselben leicht zu Mißdeutungen führen kann, da es nicht um die großen Systeme der großen Soziologen geht, auch nicht um das Bekenntnis zu einer ihrer Schulen, sondern um ihre kleinen aber lehrreichen Nachlässigkeiten.
Hierarchie ist neben Norm, Interdependenz und Tradierung das gewichtigste Moment der Ordnung bzw. des Organisationsgrades einer Gesellschaft. (Z.B. Riedl [10] S. 74 ff) Sie ermöglicht einer Gesellschaft alles, was gemeinsame, auf ein Ziel gerichtete Bemühung erfordert. Dies beginnt beim Bewegen einer Last durch die einfache Ausrichtung und vektorielle Addition der individuellen Kräfte und es endet noch nicht bei den komplexesten Produkten und Ergebnissen, wo jede(r) Beteiligte etwas anderes, aber dem gleichen Ziel Verpflichtetes auszuführen hat. Neben dieser meist positiv bewerteten Eigenschaft kann Hierarchie alles blockieren, was zu einer gerechten Verteilung von Gütern führt. Und, da kleine Irrtümer in einer absoluten Hierarchie nicht mehr abgepuffert und durch Widerspruch korrigiert werden, können sie sich zu großen Katastrophen auswachsen.