Das Buch analysiert erstmals die Rezeption des Werkes Jean-Francois Millets (1814-1875) in Deutschland von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur AEra des Nationalsozialimus in Abhangigkeit von den jeweiligen kulturellen, politischen und historischen Rahmenbedingungen. Dabei rucken nicht nur die Kunstliteratur, sondern auch die Sammlungsaktivitaten sowie der Konsum von Massenreproduktionen als massgebliche Elemente des Transfers ins Blickfeld. Es wird deutlich, dass Millets Popularitat in Deutschland nur zum Teil mit der zunehmenden Akzeptanz von Realismus und Impressionismus zu erklaren ist. Vor allem die Germanenideologie und Agrarromantik trugen um 1900 dazu bei, den Franzosen zum "germanischen" Bauernmaler zu stilisieren, womit sich ein spezifisch deutscher Kunstlermythos entwickelte. Deutschland und Millet richtet das Augenmerk auf diese ideologisch gefarbten Rezeptionsvorgange, die den Realisten zu einer Projektions- und Identifikationsfigur ersten Ranges avancieren liessen.