"Ambivalenzcharakter der Reaktionsweisen" - versucht man einerseits mit den begrenzten Reaktionsmoglichkeiten des Nervensystems, andererseits mit konsti- tutionellen Faktoren, mit der aktuellen Reaktionslage des Organismus, mit Quantitat und Virulenz des Erregers, mit seiner Eintrittspforte und nicht zuletzt auch mit den durchgefuhrten therapeutischen MaBnahmen zu erklaren. Nicht zu verges sen ist aber auch der Zeitfaktor, der das morphologische Geschehen wesentlich beeinfluBt. So konnen bei den meist langen Verlaufen der Entmarkungsenzephalitiden die entzundlichen Erscheinungen vollig zuruck- getreten sein, so daB das histologische Bild von der Demyelinisation beherrscht wird, wahrend in den akuten Stadien auch hierbei die Infiltrate im Vordergrund stehen. Entzundungszeichen konnen auch unter immunsuppressiver Therapie weitgehend fehlen. Naturlich sind fUr die Qualitat und Quantitat des morphologischen Ge- schehens die jeweiligen Noxen von Bedeutung. Aber bis heute wissen wir nicht, warum der gleiche Erreger so heterogene Prozesse wie die Meningitis luica, die progressive Paralyse, die Tabes dorsalis oder die luischen Affektionen der HirngefaBe hervorruft, wahrend andererseits das Zentralnervensystem auf die verschiedenen exanthematischen und nicht exanthematischen Allgemeininfektio- nen uberwiegend mit dem gleichartigen Bild der perivenosen Enzephalitis rea- giert und es hierbei nur selten zu diffus lymphozytaren, serosen und hamorrhagi- schen Enzephalitiden oder lymphozytaren Meningitiden kommt. Fur die Einteilung der intrakraniellen Entzundungen bieten sich verschiedene Moglichkeiten an. Nach der Lokalisation lassen sich die der Hirnhaute (mit Pachy-und Leptomeningitiden) von denen des Parenchyms (den Enzephalitiden und Myelitiden), unterscheiden.