Beteiligung und Vertrauen Wir leben in einer Zeit, in der Ge genwartsdiagnosen nur geringe Halb wertszeiten haben. Die meisten Diagnostiker beklagen Barrieren, die wir uberwinden mussten, um unsere gesellschaftlichen Probleme losen zu konnen. Je nach Perspektive andern sich freilich die Schuldzuschreibun gen, warum dafur die Bereitschaft fehlt. Diese Diagnosen zeigen jedoch zumeist eines: Die grosste Barriere, die es zu uberwinden gilt, ist der ge genseitige Vertrauensverlust. Denn: Mangelndes Vertrauen ist nicht das Ergebnis von Schwierigkeiten. Schwie rigkeiten haben ihren Ursprung in mangelndem Vertrauen. (Seneca) Wozu benotigen wir Vertrauen? Vert rauen ermoglicht es uns, nicht jede politische oder wirtschaftliche Handlung aufs Neue hinterfragen zu mus sen. Denn wenn wir das tun, blockieren wir uns durch standige und unend liche Verhandlungen. Wir kommen nich t mehr zum Arbeiten, sondern ver harren in Debatten. So koste t Misstrauen Kraft und Geld. Deshalb ist Vertrauen eine Frage der wirtschaftlichen und politischen Wettbewerbsfahigkeit. Das Vertraue n in unsere Institutionen und Verfah ren ist die Voraussetzung dafur, dass wir in einer modernen Gesellschaft mit starker Arbeitsteilung handeln und gestalten konnen. Mehr noch: Der Vertrauensverlust gefahrdet den g esellschaftlichen Frieden und den sozia len Zusammenhalt, wenn in unserer au sdifferenzierten Massengesellschaft mit unterschiedlichsten Lebenswelte n und Lebensentwurfen zentrale Vor aussetzungen der Demokratie in Frage gestellt werden. Deshalb ist die Aufgabe, Vertrauen wieder zu verd ienen, eine zentrale Herausforderung fur den Wirtschaftsstandort, aber gleichermassen fur den Lebens Standort und die Demokratie in Deutschland."