Aus Anlass des 75. Geburtstags von Joachim Matthes werden in diesem Band gesammelte Aufsätze zur Soziologie, zu Religion, Kirche und Interkulturalität herausgegeben, die sein Lebenswerk repräsentieren.
Joachim Matthes kommt das große Verdienst zu, mit anderen die forschungsgeschichtliche Phase kirchensoziologischer Verengung überwunden, wieder an die Leitfunktion der klassischen Religionssoziologie angeknüpft und sie mit Wissens- und Kultursoziologie verbunden zu haben. Seine wachsame Skepsis gegen alle Definitionsversuche von Religion und beständige Warnung vor den Gefahren der Reifizierung überhaupt durchziehen alle seine Arbeiten, insbesondere diejenigen, in denen er der Kirchensoziologie die Treue gehalten hat, wofür die evangelische Kirche ihm großen Dank schuldet. In wachsender Deutlichkeit zeigen die späteren Arbeiten im Rahmen seiner interkulturellen Forschungen in Südostasien die Konzeptualität des Religionsbegriffs, die der Wahrnehmung ganz anders geprägter Kulturmuster und Wissensarrangements im Wege steht. Präzise hat er darauf geachtet, dass die Soziologie als Wissenschaft sich beständig ihrer eigenen Voraussetzungen vergewissern muss, um zur Differenzierung fähig und für das Fremde wahrnehmungsbereit zu sein.