Das Buch «Wer schenkt was wem» ist eine repräsentative Auswahl aus diesen Aufsätzen, die - für den ersten Blick unerwartet - nicht ausschließlich Übersetzungen aus dem Russischen oder aus den verwandten slawischen Sprachen behandeln. Mit der gleichen Souveränität und Begeisterung schreibt Olga Martynova über alte und neue Dichter deutscher Zunge.
Das selbstverständlich zu nennen, wäre eine Mißachtung der Realität, die der überwiegenden Mehrzahl der sich in einem fremden Sprachraum aufhaltenden Autoren bekanntlich nur eine Wahl läßt: entweder Anpassung, Aufgabe eigener Sprache und Kultur, oder Abschirmung, Selbstghettoisierung, ungesunde Trennung des physischen und geistigen Daseins.
Olga Martynovas Leben in zwei Sprachen, in zwei Literaturbetrieben, aber in einer nicht gespaltenen, sondern an Dimensionen bereicherten, stereoskopischen Kulturidentität nennen wir angesichts der erdrückenden Realität lieber eine selbstverständliche Ausnahme.