Mit dieser Arbeit wird ein Beitrag zur Bewaltigung von Kulturwechsel von der morphologischen Psychologie her geleistet. Schrankt man den Kulturbegriff auf Alltagskultur und -kultivierung ein, so stellt sich die Frage, wie der Ausgewanderte im fremden Land, in dem die vertrauten Kulturangebote fehlen oder eine andere Bedeutung haben, eine solche "Stoerung" bewaltigt.
Die Studie behandelt einen exemplarischen Fall: ein deutscher Luftfahrtingenieur wandert 1952 mit seiner Familie nach Amerika aus und schreibt uber 40 Jahre Briefe, die dank ihres Umfangs und ihrer Kontinuitat mehr als nur Familien-, Land- und Leuteberichte sind. Die Autorin untersucht, ob die Briefe eine Form der Bewaltigung von Kulturwechsel sind und ob diese Bewaltigungsform Selbstbehandlungsprozessen entspricht, die in vielen Bereichen wirksam sind.
Die theoretische Diskussion im ersten Teil der Arbeit wird durch eine Briefanalyse erganzt, die - gemass der morphologischen Psychologie - den vier Versionen von Gestaltungsumbildungen folgt, die nach Salber bei der Analyse von Entwicklungsprozessen ermittelt wurden. Angesichts der aktuellen politischen Zu- und Einwanderungsdebatte stellt diese Arbeit zur Bewaltigung von Auswanderung einen interessanten Beitrag zur Erklarung moeglicher Integrationsprozesse dar.