Ausgangspunkt der Untersuchung ist die kritische Auseinandersetzung mit der gangigen Betrachtung des Formbruchs als eines vom Totalitatsverlust abgeleiteten Phanomens. Dem gegenuber versucht die Autorin, ein Erklarungsmodell auszuarbeiten, das an die Tradition einer anthropologisch fundierten AEsthetik anknupft, wie sie sich in der aristotelischen Poetik vorgebildet findet. Das Begriffspaar Ganzheit - Fragment wird im Kontext der modernen Problematik der Darstellbarkeit der Handlung reflektiert; von dieser Perspektive aus lasst sich auch die Narrativitatsfrage in Historik und Poetik neu stellen und fur deren gegenlaufige Entwicklung pro bzw. contra Erzahlen eine Deutung versuchen. Im 2. Teil der Arbeit wird nach Gestaltung und Funktion des Fragmentarischen in Musils Roman gefragt. Auch hier ist die Handlungsproblematik in ihrer poetologischen und anthropologischen Dimension der Faden, an dem Geschichte und Geschichten untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass die Spannung Integration - Desintegration konstitutiv fur den Mann ohne Eigenschaften ist und von Musil gezielt als Strategie eingesetzt wird, um sinnbildenden Strukturen auf die Spur zu kommen.