Zur Problemstellung: Gesangbucher lassen sich - wie etwa auch die Bibel - nicht ohne weiteres mit anderen Buechern vergleichen. Sie sind gewichtige Zeitdokumente, die vom Charakter kirchlichen Lebens, vom Glauben wie auch von privater Froemmigkeit der jeweiligen Bevoelkerungsgruppe und Region Zeugnis ablegen. Diese Erkenntnisse spiegeln sich im Prozess ihrer Entstehung, Gestaltung und Rezeption wider und lassen deutlich werden, in wieweit hier die vielfaltigen Wechselwirkungen unterschiedlicher Stromungen und Fachrichtungen zusammentreffen bzw. sich ueberlagern koennen.
Mit der vorliegenden Studie wird eine Gattung dokumentiert, die ueber Jahrhunderte hinweg fester Bestandteil eines Schlesienbildes gewesen ist. Denn obwohl die Gesangbuecher als theologische, kirchenmusikalische und ferner literarische Quellen aus der Forschung nicht mehr wegzudenken sind, ist ihre kulturgeschichtliche Bedeutung vielfach unterschatzt worden. Aus diesem Grund erwaechst besonders fuer den historischen Raurn Schlesien die Legitimation, die hier edierten Gesangbucher als Gegenstand regionaler, per se interdisziplinaer angelegter Untersuchungen zu fokussieren, um auch anhand dieses Quellenfundus dem facettenreichen, durch die Tradition der Boehmen, Polen und Deutschen gepraegten Kulturbild der Region Aus-druck zu verleihen.