Diese Untersuchung der 'Nibelungen-Klage' *J bietet erstmals die umfangreiche inhaltliche Darstellung einer lange ignorierten Fassung der 'Nibelungen-Klage'. In der Kurzfassung *J ist der Text der 'Klage'-Langfassung *B auf ein Viertel gekurzt. Durch einen detaillierten Versvergleich belegt die Autorin die bewusste Gestaltung der *J-'Klage' Die Frauenfiguren rucken in den Vordergrund. Die Wiederholung der 'Nibelungen-Lied'-Handlung sowie die Trauer- und Schlachtschilderungen, deren ausufernde Beschreibung sonst kritisiert wird, fallen weitgehend aus. Auffallig ist die Kurzung der christlichen Elemente, durch die die Kurzfassung keine Einordnung der 'Lied'-Handlung in christliches Denken mehr bietet. Der Fokus liegt in der Kurzfassung auf dem zukunftsweisenden Ende in Worms, nicht mehr - wie in der Langfassung - auf der positiven Heimkehr Dietrichs von Bern. Die inhaltlichen Ergebnisse werden durch die eigene Initialensetzung der Fassung *J bestatigt. So entstand fast nur durch Kurzungen und mit kaum eigenen Versen ein koharenter Text mit neuen Schwerpunkten.