Die in den letzten zwanzig Jahren mit neuer Intensität geführte Debatte um den Begriff der Weltliteratur ist eng mit Fragen globaler Vernetzungen in einer polyzentrischen Welt verbunden. Zuletzt wurde Kritik insbesondere an globalisierungsaffinen Konzeptualisierungen laut: Inwiefern ist der Weltliteraturbegriff zu sehr mit politischen und ökonomischen Globalisierungsdynamiken Hand in Hand gegangen? Solche Fragen sind nicht allein in der theoretischen Kontroverse zu klären. Vielmehr muss die materielle Seite der Produktion von Weltliteratur stärker als bisher einbezogen werden.
Der Band zeigt anhand lateinamerikanischer Literaturen, wie Konstruktionsprozesse von Weltliteratur konkret ablaufen. Dazu werden Archivmaterialien ausgewertet: Notizen, Reiseberichte, Korrespondenzen zwischen Verleger/innen und Autor/innen. Gerade die lateinamerikanischen Beispiele geben Aufschluss sowohl über Institutionalisierungsprozesse in der westlichen Welt als auch über neue Perspektiven für eine zeitgemäße Kartierung von Weltliteratur jenseits etablierter Kanonisierungsdynamiken.