Bei Leo Perutz stossen wir auf zahlreiche Romanfiguren, deren Ich in Bedrangnis ist. Auf diese Weise reagiert er literarisch auf die zeitgenoessische Krise des Ich. Umstritten ist, ob das Ich tatsachlich ein unteilbares, kontinuierliches Ganzes mit exakten Grenzen ist, das sich durch ein Dasein auszeichnet. Zwei Haltungen stehen sich unversoehnlich gegenuber: eine genetisch-pragmatische (Menschen bilden mittels Erfahrung aus Eindrucken ein Gewohnheits-Ich) und eine metaphysische Position (Ich ist von Gott unmittelbar und organisiert gestiftet). In Perutz' Romanen finden wir beide Haltungen sowie Zwischenstufen schriftstellerisch verarbeitet, daruber hinaus eine auffallige Berucksichtigung des pathologischen Schrifttums. Bereits die erzahlerische Konstruktion ist von der Psychologie mitbestimmt: Um die Bruchigkeit des Ich-Bewusstseins seiner Figuren zu zeigen, bedient sich Perutz auch narrativer Techniken, insbesondere unzuverlassiger Erzahler.