"... am Ende der Sprache zeigen Schwingungen ihre Schwärze im Einklang mit lindgrünen Lippen der Zärtlichkeit" und "ich weiß wir bleiben ohne Lorbeer und Schwert in der chaotischen Ordnung der Welt" heißt es in dem Gedicht "Beziehung heute". Vielleicht nicht um den totalen Verlust von Wirklichkeit und Sprache ist es Karin Müller-Römer in ihrem dritten Gedichtband zu tun, wohl aber unverkennbar um eine Art Vorahnung, das dichterische Wissen um den drohenden Verlust der Worte, von denen die Autorin bekennt: "Die Worte fliehen mich/ flattern mit höhnischen Strähnen/ davon wie die Drachen/ über das krachende Meer ...", und fragt: "was bleibt/ wenn Worte/ und Blätter/ fallen"? Müller-Römers philosophisch fragende Gedichte stehen, so paradox dies klingen mag, in ihrer sprachlich gekonnt vorgebrachten Ausformung vielleicht für nichts weniger denn die Suche nach neuen dichterischen Formen.

Karin Müller-Römer wurde 1941 in Berlin geboren. Nach dem Studium der Pädagogik war sie 17 Jahre als Lehrerin tätig. Seit 1987 arbeitet sie nach Abschluss eines weiteren Studiums als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis in München. 1997 erschien im Karin Fischer Verlag ihr Lyrikband "Grüne Wasser im Blick" (edition anthrazit, 2. Aufl. 2000).