Die Europaische Union wird in Politik, Publizistik und Wissenschaft weithin mit "Binnenmarkt" und "Euro" identifiziert. Diese Sicht ist aber System und Politik der heutigen EU nicht adaquat. Gemeinsame europaische Politik findet auch auf anderen Feldern statt, die nicht als Nebenschauplatze abzutun sind.
Die Arbeit untersucht den Bereich der Kultur. Auf der Grundlage eines Verstandnisses der europaischen Kultur als mannigfaltige Pluralitat der Kulturen(Polykultur) wird am Beispiel ihres Filmforderungsprogramms (MEDIA I 1991-1995, MEDIA II 1996-2000) nachzuweisen versucht, dass die EU in prinzipieller Weise Kulturpolitik betreibt. Die Prinzipien dieser Politik weisen gegenuber jenen der Vereinheitlichung im wirtschaftlichen Bereich eine andere und neue Qualitat auf. In kulturellen Angelegenheiten ist fur die Mitgliedstaaten handlungsanleitend, "gemeinsam" ihre "je spezifischen" Kulturen zu fordern. Ein adaquates Verstandnis der EU muss die empirische Vielfaltigkeit ihrer Politik zur Kenntnis nehmen. Und ein Bewusstsein von dieser europaischen Realitat konnte dem -Projekt Europa- etwas der so haufig vermissten Faszination verleihen."