Neuere Erkenntnisse uber den Zusammenhang zwischen Humankapital und wirtschaftlichem Wachstum haben die Interdependenzen zwischen Bildungspolitik und Wachstumspolitik neu ins Zentrum der Betrachtung geruckt. Die Hochschulen als Produktionsorte des Humankapitals und vor allem des Faktors Wissen stehen zunehmend im Zentrum der Analyse und der politischen Auseinandersetzung uber die Form der Ausgestaltung der Hochschulsysteme.
Die Leistungsfahigkeit staatlich gelenkter Hochschulsysteme wird vermehrt in Frage gestellt. Eine klare Einordnung der Hochschulpolitik vorzunehmen fallt jedoch schwer. Neben den Kriterien der Effektivitat und Effizienz des Hochschulsystems spielen auch ein vermutetes Marktversagen bei der Bereitstellung der Hochschulbildung sowie der Verteilungsgerechtigkeit eine wichtige Rolle. In den Analysen wird deutlich, dass es keine alleinige Loesung gibt, sondern dass verschiedene Ansatze bei der Konzipierung eines angepassten Landermodells zu berucksichtigen sind.
Vor diesem theoretischen Hintergrund zielt die Analyse des bolivianischen Hochschulsystems darauf ab, die Notwendigkeit einer Hochschulreform zu beweisen. Es wird deutlich, dass die staatlichen Universitaten sich in einer Krisensituation befinden, da die politische Orientierung im Vordergund steht. Dies ist unter anderem auf die Existenz von Interessengruppen in der Hochschulverwaltung und der Schwache des bolivianischen Staates eine koharente Hochschulpolitik zu formulieren, zuruckzufuhren.