Der Gott des Alten Testaments trat erst im Zuge einer langen Entwicklung in ein Verhältnis zu den Toten, so daß in spätalttestamentlicher Zeit die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod entstehen konnte. Einen wichtigen Schritt auf diesem Weg stellen die Individualpsalmen dar (Klage- und Danklieder des einzelnen, Psalm 16; 49 und 73). Kathrin Liess untersucht das Lebens- und Todesverständnis dieser Psalmen und ihren Beitrag zur Ausbildung einer Lebenshoffnung über den Tod hinaus, wie sie sich in spätalttestamentlicher Zeit in den Auferstehungstexten findet. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Exegese und die theologiegeschichtliche Einordnung von Psalm 16. Mit seinem Vertrauen auf eine bleibende Lebensgemeinschaft mit Gott und eine lebenslange Bewahrung vor dem Tod steht dieser Psalm an der Nahtstelle zwischen den Klage- und Dankpsalmen des einzelnen (Rettung aus dem "Tod mitten im Leben") und dem Weisheitspsalm 73 (Gottesgemeinschaft über den Tod hinaus). Die Untersuchung dieser Psalmen versteht sich als biblisch-theologischer Beitrag zur Erforschung der langen Vorgeschichte der neutestamentlichen Auferstehungshoffnung.