In dieser vergleichenden literaturwissenschaftlichen Arbeit steht die Grenze zwischen dem Fremden und dem Eigenen im Mittelpunkt, vor allem die Art und Weise, wie sie sich in der Literatur niederschlagt. Den Gegenstand der Analyse bilden Erzahlungen aus der deutschen und aus der niederlandischen Kolonialliteratur. All diese Werke entstanden in der ersten Halfte des 20. Jahrhunderts. Das Phanomen "fremd und eigen" wird unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet: aus literaturgeschichtlicher, kolonialliterarischer und aus biographischer Perspektive, bzw. danach gewertet, welche Stellung die Autoren in der entsprechenden Nationalliteratur einnehmen. Der Hauptakzent der Untersuchungen liegt aber in der Analyse der primaren Texte selbst. Die Polarisierung zwischen fremd und eigen spielt eine wichtige Rolle in der Forschung der Kolonialliteratur. Allerdings wird die Untersuchung der Polarisierung in der Kolonialliteraturforschung vielfach auf die Suche nach der "Wahrheit" reduziert, wodurch literarische Aspekte in den Hintergrund gedrangt oder in manchen Fallen sogar nicht beachtet werden.