"Die Wahrheit wird euch frei machen" - diese Zusage aus dem Johannes-Evangelium gilt gewiss einer Dimension von Wahrheit, die unser Alltagsverständnis weit übersteigt. Dennoch ist selbst in unserer säkularen Lebenswelt der Zusammenhang zwischen Wahrheit und Freiheit offenkundig. Wahrheit kann nur unter den Bedingungen der Freiheit öffentlich und deshalb heilsam sein. Eine Freiheit hingegen, die sich von der Orientierung an der Wahrheit loslöst, verkommt zum nackten Egoismus und Opportunismus. "In Wahrheit frei" - diese Formel zielt auf beides: Frei sein im Horizont der Wahrheit ebenso wie wirklich frei sein. Auch die evangelischen Kirchen müssen sich der Frage stellen, ob sie diesen Zusammenhang stets erkannt und gewahrt haben. Freiheit kann zwar die Religion nicht beschädigen - sehr wohl aber die Religion die Freiheit, wie die Geschichte vielfach ausweist. Robert Leicht beleuchtet in den hier gesammelten Essays diesen unaufgebbaren Zusammenhang aus den unterschiedlichsten Perspektiven: Wie steht es mit der Anerkennung der Religionsfreiheit anderer Religionen? Welche Rolle spielen die Zehn Gebote in unserer Politik? Wie steht es mit der Kirche in der Demokratie - und der Demokratie in der Kirche? Evangelium und Öffentlichkeit: Wozu studieren wir heute Theologie? Und wie ist das möglich: Christentum als Beruf?