Eigentlich ist die Côte d¿Azur ein künstliches Konstrukt, eine Erfindung. Erfunden hat sie der französische Schriftsteller Stephen Liégeard, der Ende 1887 ein Buch über den Küstenstreifen, den er Côte d¿Azur nannte, veröffentlichte. Bei Liégeard reichte die Côte d¿Azur von Hyères im Westen bis Menton im Osten. Menton als östliches Ende der Côte d¿Azur ist bis heute unumstritten. Verschiedene Meinungen gibt es hingegen darüber, wie weit nach Westen die »Blaue Küste« reicht. Für Traditionalisten ist mit der Côte d¿Azur bereits westlich von Cannes Schluss. Für andere reicht sie zumindest bis St-Tropez, in diesem Buch bis Toulon, und Klaus und Erika Mann definierten sie 1931 gar bis Marseille.
Nicht nur auf Schriftsteller wie Klaus und Erika Mann oder Lion Feuchtwanger übte die sonnige Küste einen starken Reiz aus, auch viele bildende Künstler wurden von ihr inspiriert: Matisse, Renoir, Picasso, Chagall, Niki de Saint Phalle.
Die ersten, die zur Erholung an eine der schönsten Küsten der Welt reisten, waren jedoch britische Adlige, die bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem nasskalten Klima Englands entflohen und den Winter im milden Klima der südfranzösischen Küste verbrachten. Dem Adel folgten schon bald Schauspieler, Rennfahrer oder Stahl-Barone. Vor allem Hollywood entdeckte den wunderbaren Landstrich für sich. Doch die Illusion von perfekter Harmonie, einmaliger Landschaft, klarstem Licht und reinsten Farben zieht seit Jahrzehnten auch die »normalen« Urlauber in ihren Bann.
Heute ist die Côte d¿Azur in weiten Teilen ein dicht besiedelter Ballungsraum, wo auf engstem Raum Tourismus und neue Industrien einträchtig nebeneinander angesiedelt sind. Doch die Klientel in Frankreichs meistbesuchter Ferienregion hat sich geändert: Bei Promis und VIPs steht das Hinterland hoch im Kurs, an die Küste reisen neben Franzosen, Deutschen und reichen Ölscheichs auch immer mehr Urlauber aus osteuropäischen Staaten. Dennoch findet man vor allem in der Nebensaison neben allem Rummel auch immer wieder traumhaft schöne, ruhige Plätze.
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