Eine seit Jahren vorwiegend in Europa gefuhrte Diskussion um Religion und Menschenwurde hat sich im Kontext des aktuellen Weltgeschehens zu einer politisch brisanten Fragestellung zugespitzt. Dabei geht es zum einen um die Auseinandersetzung, wie weit allgemein gultige Menschenrechte auf einem judisch-christlichen Menschenbild basieren und ob es moeglich sei, diese unverausserlichen Rechte auch dann noch absolut aufrecht zu erhalten, wenn man den Gottesgedanken verlasst. Fuhrt eine atheistische Konzeption zur Relativierung menschlicher Fundamentalnormen, oder stellt die konkrete Ausbildung von Menschenrechten nicht gerade eine Errungenschaft des in der Aufklarung begrundeten sakularen Rechtsstaates dar? Die 8. OEkumenische Sommerakademie 2006 in Kremsmunster stellte sich im kritischen interdisziplinaren Dialog dieser komplexen Thematik unter dem Titel Gott verlassen. Menschenwurde und Menschenbilder. Im Tagungsband finden sich nun die Stellungnahmen aus rechtlicher, soziologischer, ethischer, feministischer, systematisch- und moraltheologischer sowie pastoraler Perspektive - unter Einbeziehung judischer und moslemischer Standpunkte. Die Klarung uberzeichneter Positionen und die Eroeffnung neuer Verstandnishorizonte vermag nicht zuletzt in der politischen Auseinandersetzung westlicher Zivilgesellschaften mit Teilen der islamischen Welt verdeutlichen, inwieweit ein globales Menschenrechtsverstandnis moeglich ist, worin diese Rechte und Pflichten als uber unseren Kulturraum hinausgehende Werte kommunizierbar und in universeller Weise durchsetzbar sind.