Die Bedeutung der Religion fur die modernen Gesellschaften ist zu einem durchaus kontrovers diskutierten Thema der Gegenwart geworden. Im Europa der EU-Lander sprechen die einen von einer Renaissance der Religion, einem Megatrend Spiritualitat, was insbesondere aus der Sehnsucht der Individuen nach Sinnerklarung und existenzieller Geborgenheit begrundet wird. Andere verweisen darauf, dass religioese Inhalte und Symbole zum beliebigen Versatzstuck moderner Event- und Popularkultur geworden sind. Was vor wenigen Jahrzehnten im westlichen Europa noch als geschutzter Tabubereich galt, ist inzwischen im Rahmen der Meinungsfreiheit verfugbares Objekt jedweder Darstellung geworden. In den Landern des ehemaligen Ostblocks ist Religion weithin kein Faktor in der Gesellschaft. Dem steht eine besondere Sensibilitat islamischer Gesellschaften gegenuber, in denen Religion und Glaube augenscheinlich zum Kern der Identitat zahlen und als solche gegen jeglichen Angriff und gegen alle Relativierung verteidigt werden. Der Tagungsband der 9. OEkumenischen Sommerakademie in Kremsmunster dokumentiert unter dem beschreibenden Titel Die Marke "Gott" - zwischen Bedeutungslosigkeit und Lebensinhalt die Vortrage der Referentinnen und Referenten mit unterschiedlichem konfessionellen, religioesen und akademischen Hintergrund. Die Kirchen haben zwar das Monopol auf die inhaltliche Bestimmung einer Rede von Gott und seine religioese Inszenierung an andere Sinnanbieter verloren, aber wer schutzt vor Plagiaten und worin besteht der spirituelle Mehrwert bei oekonomischen oder gesellschaftlichen Vereinnahmungen von Religion?