Der Autor Gulielmus Gnapheus (1493-1568) ist nur sehr wenigen Wissenschaftlern namentlich bekannt. In die Literaturgeschichte ist er eingegangen als der Schoepfer des ersten lateinischen Schuldramas Acolastus (Der verlorene Sohn) von 1529. UEber seine Komoedie Morosophus schweigen sich jedoch fast alle Literaturgeschichten aus. Der Herausgeber hat sie aus dem Dunkel des Vergessens hervorgeholt und prasentiert der OEffentlichkeit nun dieses interessante Werk als Erstveroeffentlichung in einer zweisprachigen Ausgabe. In der Person des Morosophus wird Kritik an Kopernikus und seiner neuen Lehre und damit seinem Weltbild geubt. Gnapheus, ein erzkonservativer Gelehrter, noch im mittelalterlichen Denken verhaftet, giesst in dieser Komoedie boesartigen Spott uber den grossen Zeitgenossen Kopernikus aus und unterstellt ihm, dass er die wahre Weisheit (in biblisch-dogmatischer Sicht) verlassen habe, um sich der scheinbaren Weisheit, d. h. der neuen (Natur-)Wissenschaft, insbesondere der Astronomie, hinzugeben. Der Morosophus ist ein in dieser Form seltenes Dokument uber die Auseinandersetzung von Glaube und Wissen. Die Einleitung und die umfangreichen Anmerkungen vermitteln alles Erforderliche zum Verstandnis des Textes. Vor allem hat der Herausgeber mit Akribie die Quellen aufgespurt, aus denen Gnapheus geschoepft hat: die antiken griechischen und roemischen Schriftsteller, die Bibel, Kirchenlehrer, spatlateinische Schriftsteller, antike Mythologie und Philosophie.