Wir befinden uns in einer Zeit, in der wir von globaler Gerechtigkeit so weit wie nie entfernt sind und Frauen in unterschiedlicher Weise als Verliererinnen der sogenannten Globalisierung gelten können.
In vielen Ländern haben sich Frauen-Organisationen etabliert und auf den Sozialforen melden sich Frauengruppen und -netzwerke zu Wort, deren Vielfalt so groß ist wie die der gesamten globalisierungskritischen Bewegung. Hier in Deutschland ist die Stimme einer Frauenbewegung, die nicht im "Gender Mainstream" mitschwimmt, sondern eine sozialkritische und internationalistische Perspektive einnimmt, allerdings kaum zu hören.
Um mit Frauen aus verschiedenen Kontexten die Auswirkungen neoliberaler Globalisierung zu diskutieren und herauszufinden, was feministische Theologinnen dazu zu sagen haben, fand in
Münster ein internationales Seminar statt.
Die Beiträge in diesem Buch stellen Themen, Fragen und Diskussionen des Seminars vor und denken sie weiter. Sie beschäftigen sich exemplarisch mit globalisierungsbedingten Prozessen wie Privatisierungen, Prekarisierung der Arbeit und zunehmende Migration und suchen nach Antworten in Richtung auf Befreiung.
Aktuelle Fragen feministischer Bewegungen werden behandelt: Gibt es ähnliche Erfahrungen von Frauen im globalen "Süden" und "Norden"? Was passiert mit dem "feministischen Subjekt" im Neoliberalismus? Kann es eine "weltweite" Frauenbewegung geben oder ist die Rede davon auf Grund der Verschiedenheiten der Identitäten und Kontexte überholt? Und nicht zuletzt: Was sind unsere Hoffnungen? Wie stellen wir uns eine andere, gerechtere Welt vor? Kann die jüdisch-christliche Tradition die Funktion von Orientierung und Utopie haben und uns sprach- und handlungsfähig machen?