Dieser Gesamtentwurf christlicher Lehre ist im Anschluss sowohl an Luther als auch an Schleiermacher als denkende Rechenschaft uber die christliche Glaubenserfahrung konzipiert. Diese steht in standiger Wechselwirkung mit der jeweils gegenwartigen Selbst- und Welterfahrung des Menschen. Zu deren Signatur gehoert heute, dass der Gottesglaube strittig ist und dass das Profil des Christlichen vielfach zu verschwimmen droht. Deshalb verfahrt Dietz Lange bei der Entwicklung seiner Glaubenslehre nicht thetisch, sondern argumentativ. Er entfaltet die Grundaussagen reformatorischen Christentums, indem er nicht nur an die historisch-kritische Arbeit der Exegese und Kirchengeschichte sowie an praktisch-theologische UEberlegungen uber die Kirche anknupft. Er bezieht auch die Philosophie und natur- und humanwissenschaftliche Fragestellungen mit ein. Schwerpunkte sind der innerkirchliche wie gesamtgesellschaftliche Pluralismus, die Frage nach dem Sinn unschuldigen Leidens und des Boesen, das Verstandnis der Gegenwart Gottes in Jesus Christus und in der gegenwartigen Lebenswelt sowie der theologische Sinn der Institutionalitat der Kirche und Gedanken zu ihrer Reform.
Dem Entwurf der Glaubenslehre liegt eine streng systematische Gliederung zugrunde, die aber nicht den Charakter einer Deduktion, sondern der Beschreibung der relevanten Erfahrungsaspekte des Glaubens hat. Nicht zufallig stellt Dietz Lange an das Ende des Werkes eine offene Frage, die nach seiner begrundeten UEberzeugung nicht geloest werden kann, aber zu weiterem Nachdenken herausfordert.