Eine der groessten Schwierigkeiten eines symmetrischen, wechselseitigen Verstehens und Kooperierens ist die Eigenzentrik des Verstehenskriteriums aufgrund der eigenen Lebensform - mit der hoechst bedenklichen Konsequenz des Wittgenstein-Mottos dieses Buches, namlich dass wir uns in den Anderen nicht finden koennen. Korrigiert wird dieser Aspekt des interkulturellen Verstehens durch das Konzept einer von allen Kulturen geteilten, allgemeinen menschlichen Lebensform, die wiederum bei Wittgenstein den Rang eines interkulturellen Verstehens-Aprioris einnimmt und die Funktion hat, Sprachspiele und ihre divergierenden Regeln ineinander zu ubersetzen. Wittgensteins spate Untersuchungen tragen aber auch dem Problem unaufhebbarer Kommunikationsgrenzen Rechnung. Und zwar in ihrer Theorie einer "Grammatik" von Weltbildsatzen, die keinerlei Verstehensbrucken zu Weltbildsatzen fremder Kulturen erlaubt.
Die Aufsatze dieses Sammelbandes, der die Ergebnisse des dritten Wittgenstein-Symposions der Deutschen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft e.V. zusammenfasst, sind dieser Problematik gewidmet und versuchen, die unterschiedlichen interkulturellen Verstehensmodelle auszuarbeiten, ihre Schwierigkeiten zu analysieren und angemessene Loesungsvorschlage zu entwickeln.